“contemporary art un-learn and re-imagine the rural”
Die ländlichen Räume stehen im Zentrum ökologischer, kultureller und politischer Transformationsprozesse. Während sie lange Zeit romantisiert oder funktionalisiert wurden, verlangt der aktuelle ökologische und soziale Zustand nach einem neuen, unvoreingenommenen Blick auf das „Rurale“. Dieses Kunstprojekt begreift Malerei als Werkzeug des Verlernens (Un-learn) und Neuvorstellens (Re-imagine) des ländlichen Raumes im Sinne einer biodiversitätsorientierten Zukunft.
Das Projekt steht in direkter Verbindung zum UN Global Biodiversity Framework (GBF), das 2022 verabschiedet wurde und globale Ziele für den Erhalt der Biodiversität bis 2030 formuliert. Besonders wichtig ist Ziel 10: „Sustainable use of biodiversity in agricultural and other managed ecosystems.”
Die Kunst wird hier als Impulsgeber verstanden: Sie macht Biodiversität sichtbar, erfahrbar und emotional zugänglich – jenseits politischer Sprache und wissenschaftlicher Abstraktion.
Trailer re-rural
Konzept: “contemporary art un-learn and re-imagine the rural”
In einer Zeit tiefgreifender ökologischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche wird der ländliche Raum zunehmend als Schlüsselraum für die notwendige Transformation sichtbar. Das Kunstprojekt “contemporary art un-learn and re-imagine the rural” begreift diesen Raum nicht als nostalgisches Relikt oder bloße Peripherie urbaner Zentren, sondern als lebendiges Terrain für eine künstlerische und kulturelle Neuausrichtung. Im Zentrum des Projekts steht die Malerei – ein Medium, das durch seine sinnliche Unmittelbarkeit, seine Materialität und seine lange Tradition prädestiniert ist, den ländlichen Raum auf neue Weise sichtbar zu machen, zu dekonstruieren und zugleich visionär zu überformen.
Ziel ist es, die bestehenden Bilder und Narrative des Ländlichen zu hinterfragen und zu „verlernen“, um Platz zu schaffen für alternative Vorstellungen einer ökologisch und sozial zukunftsfähigen Wirklichkeit. Die Malerei wird dabei zum Werkzeug des kritischen Sehens und Fühlens, zum Impulsgeber für neue Denk- und Imaginationsräume. Sie macht das Unsichtbare sichtbar: die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch, Natur, Landwirtschaft, Ökonomie und Kultur, die oft unter der Oberfläche des vermeintlich „Idyllischen“ verborgen bleiben. Künstlerische Praxis wird zum Akt des Zuhörens und Verlernens – einer aktiven Hinwendung zu Räumen, die nicht länger marginalisiert, sondern in ihrer Potenzialität begriffen werden.
Im Geist des Weltnaturvertrags – der sich dem Ziel verschrieben hat, den Verlust biologischer Vielfalt bis 2030 zu stoppen und natürliche Lebensräume wiederherzustellen – versteht dieses Projekt Kunst als Motor eines tiefgreifenden Wandels. Die Malerei tritt dabei nicht als bloßes Abbild der Landschaft auf, sondern als Akteurin in einem kulturellen Prozess, der Biodiversität nicht nur thematisiert, sondern auch durch künstlerische Sichtbarmachung ins Zentrum der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit rückt. Die Werke reflektieren die Fragilität von Ökosystemen, die Abhängigkeit des Menschen von gesunden Lebensräumen und die Notwendigkeit eines radikalen Perspektivwechsels.
Der ländliche Raum wird in diesem Projekt zum Labor der Zukunft, zur Projektionsfläche für spekulative Landschaften, zum Schauplatz einer kulturellen Transformation, in der Kunst und Kultur eine zentrale Rolle spielen. Indem sich Kunst in diesen Raum einschreibt, ihn befragt, umformt und neu imaginiert, eröffnet sie Möglichkeitsräume jenseits des Wachstumsparadigmas. Die Malerei – in ihrer Konzentration auf das einzelne Bild, das Sehen und Verweilen – setzt einen Kontrapunkt zur Schnelllebigkeit der digitalen Gegenwart und schafft Momente der Verbindung zwischen Mensch, Ort und Mitwelt.
“contemporary art un-learn and re-imagine the rural” ist somit nicht nur ein künstlerisches Projekt, sondern ein kultureller Aufruf, den ländlichen Raum als Quelle von Wissen, Vielfalt und Zukunftskraft neu zu denken – und die Kunst als treibende Kraft in diesem Prozess ernst zu nehmen.
Diese künstlerische Auseinandersetzung steht auch im Spannungsfeld philosophischer Positionen über das Verhältnis von Mensch und Natur. Hier bietet die Denkerin Ayn Rand, die für radikalen Individualismus, Vernunft und die schöpferische Kraft des Menschen steht, eine Reibungsfläche. Rand betont, dass die Natur kein moralischer Maßstab sei, sondern ein gegebener Zustand, den der Mensch durch sein schöpferisches Handeln transformiert. Für sie ist es die Aufgabe des Menschen, sich die Natur untertan zu machen – nicht in ausbeuterischer Absicht, sondern im Zeichen rationaler Selbstverwirklichung.
„Der Mensch lebt nicht durch Anpassung an die Natur, sondern durch Veränderung der Natur – durch das Denken.“
– Ayn Rand, The Virtue of Selfishness
Im Projektkontext bedeutet das: Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem ruralen Raum ist kein romantischer Rückzug ins Ursprüngliche, sondern eine bewusste, kreative Aneignung von Landschaft, Geschichte und Zukunft. Sie zielt nicht auf Unterwerfung der Natur, wohl aber auf ein aktives, verantwortungsvolles Mitgestalten – aus der Position der künstlerischen Freiheit heraus.
Zugleich fordert das Projekt auf, zentrale Aspekte von Ayn Rands Philosophie infrage zu stellen: Kann eine rein anthropozentrische Sicht auf Natur heute noch Gültigkeit haben? Wie lässt sich schöpferische Freiheit mit ökologischer Verantwortung verbinden? Und kann Kunst ein Ort sein, an dem die Freiheit des Individuums nicht gegen die Natur steht, sondern in ihr einen Spiegel, ein Gegenüber und vielleicht sogar eine Grenze erkennt?
Das Projekt schlägt also eine Brücke zwischen scheinbar unvereinbaren Perspektiven: Rand’sche Selbstbehauptung trifft auf ökologische Verbundenheit, rationale Gestaltungskraft auf natürliche Komplexität, Individualismus auf kollektive Lebensräume. In dieser Spannung entfaltet sich das Potenzial einer Malerei, die nicht bloß darstellt, sondern interveniert, irritiert und neue Möglichkeiten imaginiert.